Deutsch Intern
  • [Translate to Englisch:]
Philosophische Fakultät

Exkursion „Stauferherrscher und Deutscher Orden in Apulien“

Exkursionsbericht „Stauferherrscher und Deutscher Orden in Apulien“, 5. - 13. Oktober 2021

Vom 05. Oktober 2021 bis einschließlich 13. Oktober 2021 unternahmen 18 Studierende und drei Dozenten des Instituts für Geschichte der JMU eine Exkursion nach Apulien. Ziel dieser Bildungs-/Studienreise war es, das Wirken von Staufern und Deutschem Orden, zweier das Mittelalter prägender Institutionen im Mittelmeerraum, hier speziell Apulien, zu erkunden und zu studieren.


Tag 2 (06. Oktober 2021): Modena – Jesi - Foggia
Nachdem Tag 1 wenig aufregend mit einer sehr langen Busfahrt, dafür aber zahlreichen interessanten Informationen zum Deutschen Orden und den Staufern verlief, versprach zumindest der zweite Tag, schon etwas mehr Abwechslung bis zur endgültigen Ankunft in Apulien. 

Auf dem Weg von Modena nach Foggia passierte die Gruppe die Poebene und konnte vom Bus aus einen Blick auf die Geschlechtertürme, Wahrzeichen der Stadt Bologna, werfen. Passend hierzu wurde ein Referat gehalten, welches sich mit der dortigen Universität, deren Gründung und Entwicklung sowie der unter dem Begriff „Bologna-Reform“ bekannten, europaweiten Vereinheitlichung von Studiengängen und -abschlüssen befasste. Namensgebend war in diesem Fall lediglich die Stadt Bologna, die altehrwürdige Universität hat damit nichts zu tun. Der Weg führte an der Küste entlang, vorbei an Rimini, was sogleich zum Anlass genommen wurde, die Goldbulle von Rimini, eine von Kaiser Friedrich II. für den Deutschen Orden ausgestellte Urkunde zu besprechen. Höhepunkt des Tages war aber zweifelsfrei der Aufenthalt in Jesi, die Geburtsstadt Friedrichs II. Hier war es unumgänglich, den Marktplatz, die vermeintliche Geburtsstätte des Stauferkaisers zu besichtigen und sich vor Ort mit dessen Kindheit und Jugend auseinanderzusetzen. Direkt neben diesem Marktplatz richtete die Stadt Jesi vor vielen Jahren ein Museo Federico II ein, welches die Exkursionsteilnehmer besuchen konnten. In der dortigen Ausstellung wurde auch Bezug zum Deutschen Orden genommen. Der Vollständigkeit halber wurde auch noch der Dom von Jesi besucht, Herr Dr. Süß erläuterte die wichtigsten Fakten sowie wissenswerte Details des Kirchenbaus. Die weitere Fahrt bescherte der Gruppe einen spontanen Besuch der Wallfahrtskirche in Loreto, in welchem das über das Mittelmeer transferierte Geburtshaus Mariens zu besichtigen ist. Eine einmalige, beeindruckende Erfahrung.

Am Abend trafen die Teilnehmer dann schließlich in Foggia ein, das für die nächsten drei Tage das Zuhause für die Exkursionsteilnehmer bilden sollte.


Tag 3 (07. Oktober 2021): Foggia – Lucera – Castel Fiorentino – San Giovanni Rotondo (Monte Gargano) – Monte S. Angelo – San Leonardo di Siponto – Foggia
Gegen 09:15 Uhr traf die Exkursionsgruppe in der Stadtmitte von Foggia ein, um eine erste Residenzstadt Kaiser Friedrichs II. zu besichtigen. Erstes Highlight bildete dabei ein Portalbogen, der noch aus der staufischen Zeit erhalten geblieben ist. Ergänzt wurde dieser Stadtrundgang auf der Piazza Federico II, um sich einen aus einem Schloss des Stauferkaisers stammenden Brunnen anzusehen. Durch schmale Gassen gehend, stand als nächstes Ziel die Kathedrale von Foggia auf dem Plan, deren Besichtigung allerdings nur von außen möglich war. 

Von Foggia aus führte der Weg die Gruppe weiter nach Lucera, um die beeindruckende Kathedrale sowie die Fortezza Svevo Angioina zu erkunden. Einen bleibenden Eindruck hinterließ dabei vor allem der gotische Kirchenbau aus der Zeit der Anjou. Nach der Erstürmung des Hügels musste die Gruppe allerdings feststellen, dass kürzlich eingeführte, neue Corona-Bestimmungen eine Besichtigung der Burg unmöglich machten. Die Exkursionsteilnehmer mussten sich folglich mit einem Spaziergang um die imposante und auslandende Festungsanlage begnügen. 

Anschließend ging es weiter nach Castel Fiorentino, ein außerhalb Luceras gelegener Ort, an dem Friedrich II. am 13. Dezember 1250 verstarb. Die Ruinen der einst sicher mächtig anmutenden Anlage befinden sich mitten in der apulischen Einöde, auf einem Hügel gelegen. Der Aufstieg zur Ruine entpuppte sich als sportliche Herausforderung, eine Entschädigung für die Mühen bot dann jedoch der Anblick der Ruine, vor allem aber die Aussicht auf die Umgebung. 

Während der Fahrt wurde den Exkursionsteilnehmer ein weiteres für Apulien wichtiges Thema nähergebracht, die Normannen. Vor allem die Erwähnung Robert Kurzhoses, Herzog der Normandie, blieb im Gedächtnis hängen. Der Weg führte zunächst noch an San Giovanni Rotondo vorbei, ein stark frequentierter Pilgerort, bevor schließlich das nächste Ziel des Tages, Monte Sant‘ Angelo erreicht wurde. Von der hoch über dem Meer, mitten im Monte Gargano gelegenen Stadt bot sich ein atemberaubender Anblick, der die Bezeichnung des Ortes als „Sitz der Götter“ mehr als rechtfertigte. Besichtigt wurde das beeindruckende Castello, wobei der darauffolgende Besuch der Grottenkirche San Michele (UNESCO-Welterbe) bleibende Eindrücke hinterließ. 

Auf dem Weg zurück nach Foggia gelang der Gruppe noch ein kleiner Zwischenstopp bei San Leonardo di Siponto. Diese ehemalige Kommende des Deutschen Ordens wurde bis vor kurzem noch restauriert, so dass das Gelände mitsamt Gebäuden in Augenschein genommen werden konnte. Symbolreiche Reliefs sowie eine prachtvolle Portalanlage zeugen von einer einmaligen Architektur aus der Zeit des Deutschen Ordens. 

Mit der Ankunft in Foggia neigte sich ein sehr langer, ereignisreicher und kräftezehrender Tag dem Ende entgegen.


Tag 4 (08. Oktober 2021): Foggia – Castel del Monte – Venosa – Melfi – Troia – Foggia
Ein von allen Teilnehmern lang ersehntes Ziel der Reise wurde am Vormittag des vierten Exkursionstages angesteuert, Castel del Monte. Vor der eigentlichen Besichtigung brachte ein Referat den Teilnehmern die wichtigsten Informationen über dieses einmalige Bauwerk nahe, das der Forschung bis heute Rätsel aufgibt. So wird z. B. die Wehrhaftigkeit dieser Anlage stark bezweifelt, da entsprechendes Mauerwerk, Gräben u. ä. fehlen. Das wohl eher als Repräsentationsbau geplante Monument wurde als achteckiger Bau errichtet, was möglicherweise die Formen der Reichskrone widerspiegelt. Vermutlich lernte Friedrich II. bei seinem Kreuzzug ins Heilige Land unterschiedliche Baustile kennen, die in Castel del Monte vereint wurden. Vor allem der Thronraum ist bemerkenswert, da der Herrscher so platziert wurde, dass er bei Audienzen im Gegenlicht saß, wodurch er von einer Lichtaura umgeben schien. 

Nach einer kurzen Mittagspause in Venosa hieß das nächste Ziel des Tages Melfi. Der Aufstieg zum Dom Santa Maria Assunta wurde in Angriff genommen, um dort Ausführungen zu diesem Bauwerk zu lauschen. Anschließend ging es zum dortigen Kastell weiter, um vor Ort Inhalt und Bedeutung der Konstitutionen von Melfi, eine Gesetzeskodifikation Friedrichs II., zu besprechen. Mit diesen Konstitutionen stellte sich der Stauferkaiser in eine direkte Traditionslinie mit dem antiken Kaiser Justinian. 

Den Schlusspunkt des Tages 3 bildete noch ein kurzer Besuch des Ortes Troia. Dabei beeindruckte vor allem die dortige Kathedrale, Santa Maria Assunta mit dem bronzenen Portal, das von einer kunstvoll gestalteten Rosette bekrönt wird.


Tag 5 (09. Oktober 2021): Foggia – Canosa di Puglia – Cannae – Barletta – Trani – Bitonto – Bari
Erstes Ziel des Tages war Canosa di Puglia bzw. die dortige Kathedrale San Sabino, an der sich die Grabstätte des Bohemund von Tarent anschließt. Zu diesem normannischen Thema bot es sich an, eine generelle Einführung zu den Normannen zu geben. Der Bau, der das Grab behütet zeigt deutlich orientalische Einflüsse. Bohemund, Fürst von Tarent, entstammte dem Geschlecht der Hauteville. 

Nach einem kurzen Aufenthalt vor Ort erfolgte die Weiterfahrt nach Cannae. Dort fand im Jahr 216 v. Chr. während der Schlacht zwischen Karthago und Rom der wohl berühmteste Zangenangriff der Geschichte statt. Dabei gelang es Hannibal mit seinem karthagischen Heer die zahlenmäßig deutlich überlegenen Römer zu besiegen.

Barletta stand wieder im Zeichen des Deutschen Ordens, da hier einst eine Kommende bestand, in der sich einst auch die Grabstätte des vierten Hochmeisters des Deutschen Ordens, Hermann von Salzas, befand. Hermann von Salza war für die frühe Geschichte des Deutschen Ordens eine enorm wichtige Persönlichkeit, kam ihm doch die schwierige Aufgabe zu, in den ständigen Auseinandersetzungen zwischen Papsttum und Kaisertum zu vermitteln. In Barletta angekommen, ging es am Castello di Barletta vorbei, eine beeindruckende Festung direkt an der Küste gelegen, bevor es weiter zur Kathedrale Santa Maria Maggiore und zum Koloss von Barletta und der Kirche San Sepolchro ging. 

Nach einer kurzen Mittagspause fuhr die Gruppe weiter nach Trani, wiederum eine ehemalige Wirkungsstätte des Deutschen Ordens. Nach einem kurzen Spaziergang durch schmale Gassen eröffnete sich den Teilnehmern ein überwältigender Blick auf die Kathedrale San Nicola mit ihrem gewaltigen Vorplatz direkt am Meer gelegen. Die Kirche selbst ist eine Doppelkirche mit Hallenkrypta. 

Von Trani aus wurde das letzte Ziel des Tages angesteuert, Bitonto. Das Hauptaugenmerk galt dabei der Kathedrale San Valentino, besser gesagt dem dort zu besichtigenden Kanzelrelief. Dieses Relief zeigt in einer Art programmatischer Genealogie insgesamt vier staufische Herrscher. 

Die Weiterfahrt führte nach Bari, dem Ort der Übernachtung.


Tag 6 (10. Oktober 2021): Bari – Altamura – Abtei Montecassino – Rom
Der Tag begann zunächst mit einem Stadtrundgang durch Bari, der einen Besuch der Basilika San Nicola beinhaltete. Diese Basilika wurde dem heiligen Nikolaus, Bischof von Myra, geweiht. Auch heute noch ist sie eine wichtige Pilgerstätte für römisch-katholische und orthodoxe Christen. In der Kathedrale werden die Gebeine des hl. Nikolaus aufbewahrt. Dem folgte die Besichtigung der Kathedrale, San Sabino. Aber auch das Castello di Bari, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende Befestigungsanlage konnte ausführlich besichtigt werden. 

Der weitere Weg führte die Gruppe nach Altamura, wo neben dem obligatorischen Besuch der Kathedrale Santa Maria Assunta, dem einzigen je von Kaiser Friedrich II. gestifteten Kirchenbau, auch die Porta Bari besichtigt wurde. 

Auf Grund des straffen Fahrplans an diesem Tag, der Rom, die Ewige Stadt zum Ziel hatte, wurde auf dem Weg dorthin nur noch ein Zwischenstopp in der Abtei Montecassino eingelegt. Diese Abtei ist für den Benediktinerorden sehr bedeutend, fand doch von hier aus die Regel „ora et labora“ ihren Weg in die Welt. Die Anlage selbst wurde im Laufe der Jahrhunderte von verschiedensten Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen, mehrfach musste diese wieder aufgebaut werden. Trauriger Höhepunkt der Abteigeschichte war die vollständige Zerstörung während des Zweiten Weltkriegs. Glücklicherweise konnte auf Grund noch erhalten gebliebener Baupläne und mit Hilfe ausgelagerter Kunstschätze die Anlage vollständig rekonstruiert werden. 

Mit einiger Verspätung kamen die Exkursionsteilnehmer am Abend im Gästehaus des Deutschen Ordens in Rom an.


Tag 7 (11. Oktober 2021): Rom
Auf Grund eines Streiks des öffentlichen Dienstes in Italien war die Gruppe gezwungen, den Tag bereits um 8 Uhr starten zu lassen (was einigen nicht gerade leicht fiel), um sich mit der Stadtführerin am vereinbarten Treffpunkt zusammenzufinden. Teil I der Stadtführung führte die Teilnehmer zunächst zu einer ausführlichen Besichtigung des Petersdoms, zuvor mussten jedoch die Sicherheitskontrollen durchlaufen werden. Die heutige Form von St. Peter ist auf Papst Julius II. aus dem Hause della Rovere zurückzuführen. Zu diesem Zeitpunkt existierte die konstantinische Basilika Alt-St. Peter bereits seit mehr als 1.200 Jahren. Doch bot diese laut Ansicht des Papstes nicht genügend Raum, um sein zukünftiges, monumentales Grabmal angemessen zu beherbergen, weshalb ein Neubau nötig schien. Die Fertigstellung sollte Julius II. jedoch niemals erleben, erst 1626 war der Kirchenbau soweit vorangeschritten, dass er geweiht werden konnte. 

Nach der Besichtigung von Petersdom und Petersplatz führte der Weg zum gleich nebenan auf vatikanischem Hoheitsgebiet gelegenen Campo Santo Teutonico. Dieser selbst sowie die darin befindliche Kirche Santa Maria della Pietà wurde den Exkursionsteilnehmern durch Msgr. Professor Dr. Stefan Heid, den Leiter der Instistution, nähergebracht. 

Die daran anschließende Mittagspause wurde für eine ordentliche Stärkung genutzt, da ja noch Teil II der Stadtführung wartete. So führte die Gruppe der Weg vorbei an Castel Sant‘ Angelo über die Ponte Sant‘ Angelo hin zur Piazza Navona mit Berninis Vier-Ströme-Brunnen. Weiter ging es zum Pantheon, dessen Besichtigung allerdings nur von außen möglich war. Die Marc-Aurel-Säule, der Trevi-Brunnen, das Kapitol mit dem Reiterstandbild Marc Aurels, das Forum Romanum sowie das Colosseum sind nur wenige Beispiele, die für diesen beeindruckenden Nachmittag stehen. Das Colosseum bildete dabei den Schlusspunkt dieser ausführlichen Stadtführung, den Rest des Tages hatten die Teilnehmer zu freien Verfügung.


Tag 8 (12. Oktober 2021): Rom – Urbino – Bologna
Nun hieß es Abschied nehmen von der Ewigen Stadt und damit auch langsam den Weg zurück in die fränkische Heimat anzutreten. 

Die lange Busfahrt wurde allerdings noch durch einen längeren Aufenthalt im Städtchen Urbino unterbrochen. Auch hier spielten die Staufer eine Rolle, die Stadt selbst stand jedoch lange Zeit unter dem Einfluss der Herzoge da Montefeltro. Besichtigt wurde hier zunächst das Geburtshaus von Raffael Santi, einem der bedeutendsten Künstler der italienischen Renaissance. Daneben stand noch der Dom Santa Maria Assunta sowie der Palazzo Ducale mit seinen großartigen Innenräumen und einer bedeutenden Kunstsammlung an. 

Nach dem Besuch dieses so malerisch gelegenen Bergstädtchens fuhr der Bus weiter nach Bologna, dem Ort der letzten Übernachtung auf dem Weg zurück nach Würzburg.


Tag 9 (13. Oktober 2021): Bologna – Würzburg
Nachdem Bologna verlassen worden war, stand eine lange Heimfahrt nach Würzburg an. Dort kam die Gruppe gegen 21:00 Uhr glücklich, zufrieden und voller Eindrücke, dafür aber müde an.