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Lehrstuhl für Ägyptologie

Würzburger Ägyptologie profitiert von der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder

05/23/2025

Martin Stadler ist als Principal Investigator (PI) am neubewilligten Exzellenzcluster 3061 „Cross-Cultural Philology” der LMU beteiligt und vertritt innerhalb der Runde der PIs das Fach Ägyptologie. Der Cluster untersucht mit einem kulturübergreifenden Ansatz philologische Praktiken und kulturelle Dynamiken über einen Zeitraum von 5.000 Jahren.

Arbeit am Text vor über 4000 Jahren: Detail aus dem Grab des Chafreanch, Giza G 7948, (Ausschnitt aus LD II Bl9, http://giza.fas.harvard.edu/drawings/49233/full/)

Im Mittelpunkt des EXC 3061 Cross-Cultural Philology steht der Reichtum philologischer Traditionen im Nahen und Mittleren Osten, in Ostasien, auf dem indischen Subkontinent, in Nord-, Ost- und Westafrika und in Europa. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versprechen sich durch eine kulturvergleichende Herangehensweise Erkenntnisse, die weit über die bisherige Forschung hinausgehen.

Hier darf die Ägyptologie natürlich nicht fehlen, denn das Fach befaßt sich mit einer der ältesten und langlebigsten Schriftkulturen der Menschheitsgeschichte, die von der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. bis in die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. reicht, also innerhalb der 5.000 Jahre, mit denen der Cluster sich beschäftigt, allein schon 4.000 Jahre abdeckt. Altägypten hat zudem ein unglaublich umfangreiches und vielfältiges Corpus an Schriftquellen hervorgebracht.

Neuere Forschungen haben gezeigt, wie gerade der altägyptische Umgang mit Texttraditionen flexibel und kreativ war. Dahinter stecken natürlich immer Individuen, die stolz auf ihre Schreibfähigkeiten waren. Manche Schreiber waren besser, manche weniger gut, aber selbst die Abschrift eines weniger begabten oder weniger gut ausgebildeten Vertreters seiner Zunft bietet uns reiche Erkenntnisse, über den altägyptischen Umgang mit der eigenen Tradition selbst bei Texten, von denen wir ausgingen, daß sie als heilig möglichst unveränderlich überliefert und immer wieder abgeschrieben würden. Doch die Ägypter hatten Freude auch hier, mit neuen Varianten ihre eigene Gelehrsamkeit zu zeigen - und dadurch mitunter etwa neue Traditionen von Mythen zu begründen. Das alles ist in seinen groben Umrissen identifiziert, bedarf aber noch weiterer Untersuchungen, um die Prozesse zu verstehen. Das kann insbesondere in einem vergleichenden Umfeld geschehen, wie es der Cluster bietet, denn auch in anderen Schriftkulturen mag ähnliches zu diagnostizieren sein.

Darüber hinaus muß die Ägyptologie den Spagat zwischen Editionsphilologie und Teilnahme am Diskurs mit anderen Kulturwissenschaften und Philologien, die in der Erschließung ihres Materials weiter fortgeschritten sind, schaffen. Vom vergleichenden interdisziplinären Ansatz des Clusters kann das Fach hier profitieren, aber auch seinerseits einiges beitragen, weil in Ägypten Arbeiten an und mit Texten, also frühe Formen des philologischen Arbeitens studiert werden können, und weil ägyptische Texte durchaus auch in den internationalen Diskurs der Antike eingeflossen sind.

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