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Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie

Pressespiegel - Meldung

Burgerroth - Den Steinzeit-Bauern auf der Spur

16.10.2014

Führung in der Grabungszone auf dem Alten Berg zog viele wissbegierige Besucher an

Die Menschen, die sich in der Jungsteinzeit hier angesiedelt haben, hinterließen Spuren, die noch nach Tausenden von Jahren von dem Leben der Bewohner auf dem Alten Berg zeugen. Für Informationen über die kürzlich angeschlossenen Grabungsarbeiten interessierten sich nicht nur die rund 40 Teilnehmer der Weinwanderung, die die Auber CSU organisiert hat. Bei der Führung sah sich Ausgrabungsleiter Thomas Link vom Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Würzburg über 100 wissbegierigen Besuchern gegenüber.

Vor der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kunigundenkapelle, die neben dem Geist der Geschichte auch der Duft aus den Flaschen des Ulsenheimer Weinguts Meier umwehte, führte der Archäologe die Zuhörer weit zurück in die Vergangenheit.

Auf dem in der Gemarkung des Auber Ortsteils liegenden Gebiet, das laut Thomas Link, längst zu einem festen Begriff in der Steinzeitforschung geworden ist, wurden bereits in den Jahren 1919 bis 1921 Grabungsarbeiten vorgenommen. Auf der großen Fläche, die damals untersucht wurde, kamen unzählige Fundstücke wie Keramikscherben und Knochen von Nutz-und Wildtieren ans Tageslicht. Dazu lieferten die Funde von Körnern der alten Weizensorten Emmer und Einkorn sowie Gerste den Beweis für einen früheren Getreideanbau.

Messungen mit dem Magnetografen, die vor rund zwei Jahren vorgenommen wurden, ließen vermuten, dass auf einer Fläche von drei bis vier Hektar einstmals Grubenhäuser gestanden haben. Bei Ausgrabungen im Vorjahr ließen sich die Grubenhäuser ebenso nachweisen wie der, das Gebiet umschließende Graben. Teile davon förderte Thomas Link gemeinsam mit sechs Studenten bei den jüngsten Grabungen ans Tageslicht.

Anschaulich und fesselnd gab der Ausgrabungsleiter einen Einblick in die Arbeit der Archäologen. Die haben bei ihrer Suche zwischen den mächtigen Kalksandsteinen nicht nur den Verlauf eines kleinen Stücks des Grabens freigelegt, sondern auch die Spuren eines zweiten Grabens entdeckt.

Das kürzlich gefundene Skelett stammt, so Thomas Link, vermutlich aus der Eisenzeit. Dass die Knochen des Menschen, der hier vier- bis fünfhundert Jahre vor Christi gelebt hat, so fantastisch gut erhalten sind, führt er auf die hohe Kalkkonzentration im Boden zurück.

Bei den Grabungsarbeiten rund einen Meter unter der Ackeroberfläche kamen neben Keramikscherben auch einige Hirschgeweih-Hacken zum Vorschein. Mit diesem Werkzeug, das, so Thomas Link, nicht sehr widerstandsfähig war, gingen einstmals die Menschen daran, die Muschelkalksteine zu behauen.

Noch längst sind nicht alle Geheimnisse rund um den Alten Berg gelüftet. Trotzdem kehrt nach dem Verfüllen der Grabungsstätte zunächst wieder Ruhe ein. Diese Stelle ist nach den Worten von Thomas Link „geschlachtet“. Viele der Zeugnisse wurden dabei ans Tageslicht geholt. Etliches haben die Archäologen aber auch bewusst zurück gelassen, als Grundlage für die künftig Forschung. Das Gebiet, in dem sich über die Jahrtausende hinweg bis ins Mittelalter hinein Ansiedlungen nachweisen lassen, gilt als einzigartig in weitem Umkreis.

Der Dank von Thomas Link galt Manfred Neeser und Ludwig Kinzinger. Erst die Zustimmung der Burgerrother Landwirte ermöglichte den Archäologen ihre Grabungsarbeiten.

 

Text & Bilder: Hannelore Grimm

Mainpost, 13. 10. 2014

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