Septimius Severus
Aufbewahrungsort: Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für Klassische Archäologie, Zimmer 1.18
Herkunft: Erwerb 2022 (S. Bertolin)
Maße: H gesamt ca. 82 cm, H Gesicht mit Bart ca. 36 cm
Der aus weißem Gips gefertigte Abguss zeigt eine Marmorbüste der Glyptothek in München (Arachne ID 1072489), die 1815 in Paris erworben wurde (Soechting 1972, 193). Das Original besteht aus zwei Teilen, einem Einsatzkopf und einer Panzer-Paludamentum-Büste.
Der Abguss lässt den Erhaltungszustand des Originals noch gut erkennen: Der Kopf ist bis auf wenige Bestoßungen an exponierten Stellen unversehrt. Die Ergänzung an der Nasenspitze lässt sich durch eine feine Naht erkennen.
Die Büste trägt einen Feldherrenmantel, der über der rechten Schulter mit einer blütenförmigen Fibel befestigt ist. Während die linke Schulter durch das Paludamentum verdeckt ist, sind auf der rechten Schulter Pteryges zu sehen, die zu einem Muskelpanzer gehören. Am Kopf fällt die voluminöse Haar- und Barttracht auf: Das Haupthaar fällt in langen Locken bis auf die Höhe der Wangenknochen und rahmt das Gesicht auf beiden Seiten durch S-förmigen Strähnen ein. Über der Stirnmitte gliedern sich die Haare in drei charakteristische Locken, die in die Stirn fallen. Parallel liegende Stirnfalten und die leicht zusammengezogenen Augenbrauen verleihen dem Gesicht strenge Züge. Sowohl die Augen als auch der Kopf weisen nach rechts, der Blick ist leicht nach oben gewandt. Die Nasenwurzel ist durch eine tiefe Einziehung gekennzeichnet, der Nasenrücken in einem leichten Bogen angegeben. Die Oberlippe wird von einem Schnurrbart verdeckt. Er endet in einem lockigen Vollbart, der unter dem Kinn zwei Spitzen ausbildet. Ein Puntello (Messpunkt) auf der Mitte des Kinns zeugt noch von der Herstellung.
Anhand typischer Merkmale lässt sich diese Darstellung den Porträts des Kaisers Septimius Severus (193-211 n. Chr.), genauer gesagt dem sogenannten Serapis-Typus zuordnen. Charakteristisch sind vor allem die drei (häufiger vier) Stirnlocken und der geteilte Vollbart, die auf die Darstellungen des griechisch-ägyptischen Gottes Serapis zurückgehen (Soechting 1972, 194). Gute Parallelen finden sich im British Museum (Arachne ID 1070839), in Kopenhagen (Arachne ID 1093790) und dem Louvre (Arachne ID 1074804). Dieser Typus folgt auf den sogenannten Adoptionstypus und ist etwa ab 200/201 n. Chr. in der Münzprägung (z.B. RIC IV 169A, B) belegt (Soechting 1972, 50).
Ob die ebenfalls antike Büste von vornherein zu dem Einsatzkopf gehörte, ist unklar (McCann 1968, 169; Ohly 1977, 89). Die Inszenierung als Feldherr wäre im vorliegenden Fall jedoch nicht überraschend, da Septimius Severus seine Herrschaft nach dem Tod des Commodus auf die Unterstützung des Militärs gründete und er sich den Soldaten gegenüber als einer der ihren dargestellt haben soll (Spielvogel 2006, 70).
An den Porträts des Septimius Severus lassen sich aber auch Züge seiner Vorgänger erkennen, insbesondere des Commodus und des Marc Aurel. Dazu zählt vor allem das stark gelockte und voluminöse Haar. Tatsächlich stellte sich Septimius Severus als selbst ernannter Bruder des Commodus und Sohn des Marc Aurel auch sonst in die Tradition der Antoninen (Fless 2006, 140). Während die Herrscherbildnisse der Antoninen jedoch stark idealisiert waren, zeigt sich bei Septimius Severus erstmals eine expressivere Mimik, die in den Porträts seines Sohnes und Nachfolgers Caracalla wiederkehren sollte.
[Clara-Lynn Maier]
Literatur
- A. M. McCann, The Portraits of Septimius Severus (A.D. 193–211), MemAmAc 30 (Rom 1968) 174 Kat. 87 Taf. 76.
- D. Ohly, Glyptothek München. Griechische und römische Skulpturen ²(München 1977) 77. 90 f. Taf. 40.
- D. Soechting, Die Porträts des Septimius Severus, Habelts Dissertationsdrucke 4 (Bonn 1972) 193 Kat. 88.
- J. Spielvogel, Septimius Severus. Gestalten der Antike (Darmstadt 2006) 100.
- K. Stemmer, Kaiser Marc Aurel und seine Zeit. Das römische Reich im Umbruch (Berlin 1988) 8 f.
- F. Fless, Schau mir in die Augen… Das antike Porträt (Berlin 2006) 140.
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