Dr. Arnika Peselmann
Tel.: +49 931 31-86358 E-Mail: arnika.peselmann@uni-wuerzburg.de Sprechstunde: Sprechstunden nach Terminvereinbarung. Bis auf Weiteres jedoch nur per Telefon oder Videokonferenz.
Forschungsinteressen: Kulturerbeforschung, Grenzforschung, Multispecies Ethnography/Anthropology beyond the Human, Plant Studies, Rural- und Agro-Food Studies
DFG-Projekt: Äpfel handeln. Eine Multispecies Ethnografie ländlicher Ökonomie
Projektleitung: Dr.in Arnika Peselmann
Dauer: 2022-2024
DFG-Geschäftszeichen: PE 3514/1-1
Das Projekt erforscht Menschen-Pflanzen-Beziehungen in der intensiv betriebenen Landwirtschaft aus Perspektive der Multispecies Studies. Am Beispiel von Apfelzucht und -anbau im Alten Land nahe Hamburg untersucht die europäisch-ethnologische Studie speziesübergreifende Interaktionen in ländlichen Ökonomien und fragt nach handlungswirksamen Vorstellungen und Wissensbeständen ‚vom Apfel‘ ebenso wie nach Formen pflanzlichen Handelns. Die Studie leistet damit einen Beitrag zur Entwicklung eines vertieften Verständnisses für die Interdependenzen von Menschen mit anderen Lebensformen, vor allem unter den Bedingungen einer globalen Klimaerwärmung und anderer, häufig unter dem Begriff des Anthropozäns gefasster ökologischer Krisen.
Zur Operationalisierung der Forschung werden die spezifischen Akteurskonstellationen, Diskurse und Praktiken von vier Handlungsfeldern im Detail untersucht: Erwerbsobstbau, Wissenschaft & Beratung, Sortenzüchtung und Sortenerhalt. Dazu gehört erstens das (habitualisierte) Wissen von Praktiker:innen im Erwerbsobstbau und die konkreten Mensch-Apfel(baum)-Interaktionen vor dem Hintergrund einer Industrialisierung, aber auch einer unter dem Begriff der „Agrarwende“ angestrebten Ökologisierung der Landwirtschaft. Zweitens begleitet das Vorhaben die kollaborative Wissensproduktion zwischen Erzeuger:innen und Forschung mit Fokus auf Maßnahmen zur Klimawandelanpassung im Obstbau: Welche Zukunftsszenarien werden entworfen, welche Technologien und neuen Multispecies-Konstellationen in Versuchsfeldern erprobt und wie gestalten Pflanzen und andere Lebensformen den Transformationsprozess mit? Drittens wird das Handlungsfeld der Sortenzüchtung untersucht mit Fragen, wie pflanzliches Leben verhandelt wird, das durch Zucht eine Inwertsetzung erfährt. Viertens wird mit Blick auf Streuobstwiesen und anderen extensiv genutzten Flächen nach alternativen Mensch-Apfel(baum)- und Multispecies-Beziehungen und divergierenden Vorstellungen von Nachhaltigkeit gefragt.
Das Projekt verbindet Konzepte der bislang weitestgehend getrennt agierenden interdisziplinären Multispecies Studies mit denen der Rural- und Agro-Food Studies und ergänzt diese mit Ansätzen aus der kulturwissenschaftlichen Arbeitskulturen-, Kulturerbe- und Zukunftsforschung. Die Forschung soll einen Beitrag zur empirisch fundierten Theoretisierung von Menschen-Pflanzen-Beziehungen in ländlichen Ökonomien leisten und somit landwirtschaftliche Transformationsprozesse aus kulturwissenschaftlicher Perspektive begleiten.
Weiter Informationen zur Person:
Seit April 2018 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Europäische Ethnologie
2016-2018: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Kontaktzonen. Kulturelle Praktiken im deutsch-tschechisch-polnischen Grenzraum“ am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Dresden
11/2016: Promotion am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Georg-August Universität Göttingen: „Konstituierung einer Kulturlandschaft. Praxen des Erbens im deutsch-tschechischen Erzgebirge im Kontext einer binationalen UNESCO-Nominierung“
2014–2015: Wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Kompetenznetzwerk „Dynamiken von Religion in Südostasien“ , Institut für Ethnologie, Georg-August-Universität Göttingen
2008–2014: Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der DFG-Forschergruppe „Konstituierung von Cultural Property“, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Georg-August-Universität Göttingen
2008: Magistra Artium am Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie, Georg-August Universität Göttingen (Magisterarbeit zur postsozialistischen Bildungsmigration am Beispiel Litauens)
Magisterstudium der Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie, Mittleren und Neueren Geschichte und Amerikanistik an den Universitäten Mainz, Bergen/Norwegen und Göttingen