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Sinologie in Würzburg

Soziale Schichtung und politische Kultur im städtischen China der Gegenwart

Projektbeschreibung

Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes unter der Leitung von Prof. Dr. Björn Alpermann stand die Frage nach Effekten der Stratifizierungsprozesse auf politisches Denken, insbesondere Haltungen bezüglich Autorität und Partizipation.

Chinas städtische Gesellschaft durchläuft derzeit eine rasante Transformation im Zuge der ökonomischen Modernisierung. Dabei wird der gesellschaftliche Zusammenhalt einer enormen Belastungsprobe unterzogen. Der Parteistaat ist sich dieser Herausforderung bewusst und versucht, den Zentrifugaltendenzen entgegenzusteuern. So gab die Kommunistische Partei Chinas die Herausbildung einer Mittelschicht als gesellschaftspolitisches Ziel aus, um eine stabile soziale Basis ihrer Herrschaft zu generieren. Wie die neu entstehenden sowie die bereits existierenden sozialen Gruppen ihren sozialen Auf- bzw. Abstieg verarbeiten und welche Veränderungen in politischen Haltungen und Wertvorstellungen sich hieraus ergeben, ist für die zukünftige Stabilität des politischen Systems von entscheidender Bedeutung.

Daher untersuchte Prof. Alpermann gemeinsam mit seinen beiden Mitarbeitern den Wandel sozialer Identitäten, der mit den laufenden Umschichtungsprozessen verbunden ist. Das Projektteam bediente sich dabei einer bewusst offenen Vorgehensweise, bei der im ersten Schritt qualitative Interviews  mit bestimmten sozialen Gruppen wie Arbeitern und städtischen Arbeitslosen durchgeführt werden. Die Feldforschung fand in drei Städten unterschiedlicher sozioökonomischer und politischer Stellung statt (Beijing, Xi’an und Wenzhou). Aufbauend auf die qualitative Befragung wurden im Jahr 2015 standardisierte Fragebögen eingesetzt, um in denselben Forschungsstandorten weitere Daten zur quantitativen Auswertung zu erheben. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind in zwei Dissertationen und weitere Publikationen des Projektleiters eingeflossen.

Dieses Forschungsvorhaben war ein Teilprojekt des Kompetenznetzes „Regieren in China“, das für sechs Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde. Würzburg war hierin Sitz der Geschäftsstelle mit Professor Alpermann als Koordinator. Weitere beteiligte Universitäten waren Duisburg, Tübingen, Frankfurt/GIGA Hamburg und Trier.