Intern
Lehrstuhl für Indologie

Fünf mündliche Epen aus Südindien

Fünf mündliche Epen aus Südindien: Erschließung, Vergleich, gesellschaftliche Bedeutung

Projektleiterin:

Prof. Dr. Heidrun Brückner

Mitarbeiterin:

Pauline Löhlau, M.A.

Projektzeitraum:

Mai 2014 bis April 2017

Die Bedeutung mündlicher Epen in südasiatischen Regionalsprachen ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend von der einheimischen wie auch von der internationalen Forschung erkannt worden. Dennoch ist der größte Teil dieses wertvollen Quellenmaterials bisher weder zuverlässig aufgezeichnet noch übersetzt oder ausgewertet worden. Insbesondere die Art der Überlieferung dieser Texte in bestimmten gesellschaftlichen Gruppen oder Gemeinschaften, ihre Einbettung in religiöse Praktiken und ihre identitätsstiftende Funktion für diese Gruppen und die jeweilige Gesellschaft oder Sprachgemeinschaft insgesamt bedarf dringend der Untersuchung.

Das geplante Vorhaben geht diesen Fragen anhand ausgewählter südindischer Epen in den Sprachen Tulu und Kannada nach. Die Untersuchungsebenen umfassen die Neuaufzeichnung mündlicher Texte nach den Prinzipien linguistischer Feldforschung; ihren Vergleich mit bereits aufgezeichneten Versionen, sofern vorhanden; Interviews mit den Sängern und Sängerinnen und weiteren Trägern der Überlieferung, sowie die Dokumentation der Aufführungspraxis und des rituellen Kontexts. Besonderes Augenmerk soll Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gelten, in denen die gesellschaftlich-politische Dimension des Umgangs mit den Texten verstärkt greifbar wird. Ferner wird untersucht, welche Bedeutung der Kategorie „Gender“ bei diesen durchaus unterschiedlich verlaufenden Prozessen zukommt.

During the past few decades, scholars in India and throughout the world have increasingly realized the significance of oral epics in South Asian regional languages. Despite this, most of these valuable source materials have not been recorded or translated, let alone analyzed or studied. Further work is needed, especially on the modes of transmission of these texts in particular communities and social groups, on the ways that the texts are embedded in religious and social practices, and on the texts’ roles in the constitution of individual and group identities, including those of language communities and larger social groups.

The project will address these questions on the basis of oral epics in the South Indian, Dravidian languages Tulu and Kannada. The proposed study comprises fresh recordings of epic texts or portions of them, applying methods of linguistic fieldwork; their comparison with versions recorded earlier, if available; interviews with singers (both femaleand male) and with other people who know the traditions; and the documentation of the performance contexts, especially the ritual context. Special attention will be paid to more recent developments and the use made of these traditions in the socio-political setup of the region. In particular, the role gender may play in these processes will be explored.