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Lehrstuhl für Ägyptologie

DFG bewilligt Kolleg-Forschungsgruppe MagEIA

28.06.2023

Magische Texte des Alten Orients, Ägyptens und benachbarter Regionen stehen im Fokus einer neuen Kolleg-Forschungsgruppe an der Universität Würzburg. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft stellt dafür in der ersten Phase rund 3,5 Mio. Euro zur Verfügung.

Mummy Portrait of a Youth; Unknown; A.D. 150–200; Encaustic on linden wood; 20.3 × 13 cm (8 × 5 1/8 in.); 78.AP.262; No Copyright - United States (http://rightsstatements.org/vocab/NoC-US/1.0/)
Magischer Text und Mensch: Junge, der ein zylindrisches Amulettgefäß mit magischem Text an einer Halskette trägt (Mumienporträt, kaiserzeitliches Ägypten, 150–200 n. Chr.). Getty Villa; Photo: Getty Museum, Malibu.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) richtet sieben neue Forschungsgruppen, eine neue Klinische Forschungsgruppe und eine neue Kolleg-Forschungsgruppe ein. Dies beschloß der Hauptausschuß der DFG auf Empfehlung des Senats. Die neuen Forschungsgruppen erhalten insgesamt rund 40 Millionen Euro inklusive einer 22-prozentigen Programmpauschale für indirekte Kosten aus den Projekten. Die Kolleg-Forschungsgruppe wird in Würzburg eingerichtet und mit rund 3,5 Mio. Euro für zunächst vier Jahre gefördert.

Als „magisch“ bezeichnete Texte gibt es in den schriftlichen Überlieferungen aller antiken Kulturen Westasiens und des östlichen Mittelmeerraums. Sie bilden eine wichtige Quelle für die Religions- und Ideengeschichte des Altertums. Bisher geht die Forschung dabei aber kaum auf kulturübergreifende Entsprechungen und Beziehungen ein. Hier will die Kolleg-Forschungsgruppe „MagEIA: Magic between Entanglement, Interaction, and Analogy“ (Magie zwischen Verflechtung, Interaktion und Analogie – Zentrum für die Erforschung von Traditionen magischer Texte Westasiens und des östlichen Mittelmeerraums im Altertum) eine Brücke schlagen und die Zusammenarbeit zwischen Philologie, Religionswissenschaft und Kulturanthropologie befördern.

An dieser Kollegforschungsgruppe ist neben der Altorientalistik und der Vergleichenden Sprachwissenschaft auch die Ägyptologie beteiligt. Alle drei Fächer bestehen aus einem Kernteam. Neben den drei Professoren Kölligan, Schwemer und Stadler arbeiten hier drei Postdokorandinnen mit.

Sowohl in Mesopotamien als auch in Ägypten wurde die Überlieferung magischer Texttraditionen wesentlich von der Notwendigkeit, die Person des Königs vor Unheil und Krankheit zu schützen, befördert. Dieser Aspekt bildet daher einen Schwerpunkt der Arbeiten in der ersten Phase.

Die ägyptologische  Postdoktorandin geht in die historische Tiefe der altägyptischen magischen Textüberlieferung und zunächst an deren Anfang, zu den Pyramidentexten. Erstmals sind dort die Recitanda zu königlichen Schutzritualen belegt. Untersucht werden u.a. die sprachliche Ebene, rhetorische Strategien, Stilistik und der formale Aufbau der Sprüche. In einem zweiten Schritt wird sich die Postdoktorandin anhand von Fallstudien damit beschäftigen, was Schutzrituale späterer Zeit daraus gemacht haben.

In Ägypten sind Texte zu königlichen Schutzritualen in Clustern hauptsächlich von drei Orten bezeugt: die Papyri aus den Tempelbibliotheken von Elephantine und Tebtynis sowie die Inschriften des Tempels von Edfu. Die Situation der Edfu-Inschriften ist einzigartig, da die Texte in einem vollständig erhaltenen Kontext gefunden wurden, zusammen mit anderen Texten, die Licht auf die variierende Verwendung von Schutz- und Vernichtungsritualen für den König werfen und teilweise lediglich auf Horus adaptiert wurden. Damit wird sich innerhalb von MagEIA Stadler beschäftigen.

Um den Würzburger Kern von MagEIA herum gruppieren sich als Fellows Gastwissenschaftler, die aus unterschiedlichsten Disziplinen stammen und sich auf die Magie in der Antike spezialisiert haben. Mit ihrer Arbeit sollen sie dazu beitragen, dass eine repräsentative Auswahl von Quellen in dem Forschungsprojekt Berücksichtigung findet. Darüber hinaus werden sie eine Vielzahl von Forschungsdesigns, Methoden, Datentypen und disziplinäre Perspektiven einbringen.

Kolleg-Forschungsgruppen sind ein speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnittenes Förderangebot der DFG. Sie ermöglichen ein Zusammenwirken besonders ausgewiesener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Weiterentwicklung eines geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschungsthemas an einem Ort.

M. Stadler (unter Verwendung von Material aus der DFG-Pressemitteilung)

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