Intern
Lehrstuhl für vergleichende Sprachwissenschaft

Matteo Macciò, M.A.

matteo.maccio@stud-mail.uni-wuerzburg.de

Indogermanische Etymologie und Morphologie der reduplizierten Nomina bei Homer und im R̥gveda

Als Reduplikation ist hier die Verdoppelung eines in der Sprache nur gebunden vorkommenden lexikalischen Morphems gemeint, die im Ergebnis ein einzelnes betontes Wort erzeugt. Davon ist die Wiederholung eines schon im Wortschatz vorhandenen Wortes zu unterschieden, unabhängig davon, ob die daraus entstehende Bildung nur einen Akzent hat, wie etwa die altindischen āmreḍita-Komposita des Typs divé-dive ‚von Tag zu Tag‘, oder zwei wie z.B. altgriechisch μία μία ‚je eine‘, δύο δύο ‚je zwei‘. Die Verdoppelung kann das lexikalische Morphem als ganzes oder nur einen Teil davon betreffen (Vollreduplikation vs. partielle Reduplikation).

In den indogermanischen Sprachen steht die Reduplikation immer vor der Wurzel, partielle Reduplikation besteht immer zumindest aus dem anlautenden Konsonanten der Wurzel und aus einem Vokal, der dem Wurzelvokal entsprechen kann. Der Reduplikationsvokal konnte wohl ablauten.

Im Unterschied zur verbalen ist die nominale Reduplikation in den altindogermanischen Sprachen ein marginales und synchron eher undurchsichtiges Wortbildungsmittel, das aber aufgrund einiger weniger Wortgleichungen wie altindisch cakrá-, jungavestisch caxra-, altgriechisch κύκλος, altnordisch hjól, altenglisch hwēol ,Rad‘ der Grundsprache zugeschrieben werden kann (urindogermanisch *ke-k l(h1)-o- ,Rad‘ ← √*k-elh1- ,sich drehen‘). Sowohl im verbalen als auch im nominalen Bereich ist die partielle Reduplikation sicherlich grundsprachlich, die volle Reduplikation scheint hingegen jeweils einzelsprachlich zu sein.

Im Vedischen gibt es einige noch produktive Klassen reduplizierter Nomina, deren Reduplikation aber nicht unmittelbar zur nominalen Ableitung gehört, sondern auf eine reduplizierte verbale Ableitungsbasis zurückgeht, i.d.R. einen Desiderativ- oder Intensivstamm. Auch der sogenannte cákri-Typ wird gewöhnlich mit dem Perfektstamm zumindest formell in Zusammenhang gebracht. Von solchen deverbalen Ableitungen abgesehen sind die meisten reduplizierten Nomina des Vedischen etymologisch unklar. In Ermangelung besserer Lösungen werden sie bisweilen als Lehnwörter und oft durch die unscharfen Kategorien der Onomatopöie und Expressivität erklärt.

Dasselbe gilt für das Altgriechische, zumal hier auch reduplizierte Nomina auf verbaler Grundlage kaum festzustellen sind und die Reduplikationssilbe oft kaum vergleichbare Züge aufweist: Z.B. sind der Vokal /a/, die Gestalt /CVy/ und die volle Reduplikation prominenter als das, was man aus indogermanischer Sicht erwarten würde.

Durch Erstellung eines Korpus der r̥gvedischen und homerischen Formen versucht die Arbeit, die frühvedischen bzw. frühgriechischen reduplizierten Substantiva und Adjektiva morphologisch und etymologisch zu erläutern sowie die Entstehung der nominalen Reduplikation in der jeweiligen Sprache zu untersuchen.