Boğazköy/Ḫattuša - Ausgrabungen am Westhang
Der breite Geländerücken des sogenannten Westhangs in Boğazköy-Ḫattuša trennt die ausgedehnte Senke der westlichen Oberstadt vor Sarıkale vom weiter westlich außerhalb des hethitischen Stadtgebietes gelegenen Tal des Yazır Deresi. Vom tiefsten Punkt im Norden in der Senke des Kızlarkayası Deresi, südlich bzw. südwestlich an der Poternenmauer, steigt der Westhang nach Süden mehr oder weniger gleichmäßig bis zum flachen Plateau von Taanıkkaya an. Entlang seiner westlichen Kante deutet ein heute noch sichtbarer Wall den Verlauf der hethitischen Stadtmauer an, die von der Unterstadt in Richtung Taanıkkaya hochführte und sich südlich davon bis ans Löwentor fortsetzte, um schließlich in einem weiten Bogen die Oberstadt zu umschließen.
Zwischen Poternenmauer und Taanıkkaya führten zwei Tore, das Untere und Obere Westtor, in die hethitische Hauptstadt. Beide Tore waren bereits 1907 von O. Puchstein und H. Kohl freigelegt worden – die bis heute letzte archäologische Maßnahme am Westhang (einschließlich Taanıkkaya). Eine 2004 südlich und südöstlich des Oberen Westtores durchgeführte Erdwiderstandsmessung erbrachten vielversprechende Ergebnisse; insbesondere war dort auf einer Geländekuppe rund 80 m südöstlich des Oberen Westtores ein Gebäudegrundriss zu erkennen, der nach Ausweis der oberflächlich aufgelesenen Keramik vorläufig in die hethitische Zeit datiert wurde.
Der damals prospektierte Baubefund diente als Ausgangspunkt für die 2022 begonnenen Ausgrabungen der JMU Würzburg in Zusammenarbeit mit dem DAI Istanbul, deren Hauptaugenmerk auf einer möglichst weiträumigen Erfassung der Bebauung und räumlichen Nutzung des Westhanges in hethitischer Zeit liegt, um langfristig dieses bislang weitgehend unbekannte Stadtgebiet in die Besiedlungsgeschichte von Ḫattuša einfügen zu können. Im Vorfeld der jeweiligen Grabungskampagnen werden sukzessive geophysikalische Prospektionen durchgeführt. Auf diese Weise sollen weitere Strukturen und Verdachtsflächen lokalisiert und anschließend gezielt archäologisch überprüft werden.