Deutsch Intern
Professur für Museologie

Austauschstudierende aus Kairo (Ägypten, 2016)

Ägyptische Studierende zu Gast in Würzburg

Im Sommerstemester 2016 haben die ersten fünf ägyptischen Studierenden aus Kairo an dem Austauschprogramm des Studienganges "Museum und alte Kulturen" teilgenommen. An der Professur für Museologie haben sie zusammen mit deutschen Studierenden ein Semester lang studiert. Ein paar ihrer Kommiliton*innen werden das nächste Semester mit ihnen in Kairo verbringen.

Zwei von ihnen, Souzan Ibrahim und Amgad Fouda, berichten über ihre Erfahrungen rund um die Stadt und das studentische Leben in Würzburg.

Vier Fragen an unsere Austauschstudierende

Was waren eure ersten Eindrücke von Würzburg?

Amgad: Ich mag kleine Städte mit wenigen Einwohnern. Würzburg hat außerdem eine tolle historische Vergangenheit, die man heute noch sieht. Es gibt also wenig, was man nicht mögen könnte.

Souzan: Würzburg ist gleichzeitig sehr organisiert und sehr ruhig. Am besten gefällt mir aber die Atmosphäre an der Universität und des Studienganges.

Was sind die größten Unterschiede zwischen dem Studium der Museologie in Ägypten und in Deutschland?

Souzan: Die Art zu studieren und zu forschen ist anders. Hier konzentriert man sich eher auf detaillierte Fragestellungen und beginnt davon ausgehend zu recherchieren. In Ägypten sprechen wir eher über die großen Zusammenhänge. Die ganze Atmosphäre an der Universität ist anders. Die Studenten machen hier viel mehr Sport, dafür gibt es in Kairo nicht so viele Möglichkeiten. Sport zu machen, beeinflusst das ganze Leben positiv, man kann sich viel besser konzentrieren und ist auch generell viel gesünder. Davon abgesehen ist Kairo eine Stadt, die niemals schläft, Geschäfte sind rund um die Uhr geöffnet. Hier ist nach acht alles dicht und es herrscht Ruhe. Das Leben läuft einfach schneller in Kairo.

Amgad: Das stimmt. Der Verkehr läuft viel geordneter, das Wetter ist natürlich auch ganz anders – und das Essen! Ich vermisse ägyptisches Essen.

Was habt ihr von hier mitgenommen, museologisch Neues?

Souzan: Zum einen hat sich mein Bild vom Museumskonzept vollständig geändert. Ich verstehe jetzt, dass man den Begriff nicht so eng fassen muss, wie es bei uns in Ägypten getan wird. Wir denken bei Museen in erster Linie daran, archäologische Artefakte oder Ausgrabungsstätten zu präsentieren. Wir hätten so viel mehr, das Wert wäre, ausgestellt zu werden. Wir haben zwar schon einige Einrichtungen, die das versuchen, tun uns aber schwer damit, sie als vollwertige Museen anzuerkennen.
Zum anderen habe ich viel über Ausstellungsgestaltung gelernt, wie man Objekte so präsentieren kann, dass dem Besucher ihre Geschichte und Bedeutung vermittelt werden kann, ohne dabei notwendige konservatorische Maßnahmen zu vernachlässigen. Bei uns gibt es nur wenige Museen, denen das gelingt. Daran müssen wir arbeiten.

Amgad: Ich werde mitnehmen, dass alles mögliche in einem Museum ausgestellt werden kann. Es geht darum, dass man eine Geschichte um die Objekte aufbaut. Die Präsentationsweise ist für den Besucher der Schlüssel zu dieser Geschichte. Außerdem haben mich die Anwendungsbereiche von Technologie und Neuen Medien in Museen beeindruckt.

Was möchtet ihr den Museologiestudierenden in Würzburg mitgeben?

Souzan: Ich glaube, es ist sehr wichtig, mehr über Museen in verschiedenen Ländern zu erfahren. Museumswissenschaften gibt es schließlich überall auf der Welt. Es ist wichtig, zu wissen, was international geschieht. Für die deutschen Museen wünsche ich mir: Schreibt eure Texte wenigstens auch auf Englisch, richtet euch internationaler aus!

Amgad: Da stimme ich zu. Sehr wahrscheinlich gibt es für Probleme, die hier auftauchen, in einem anderen Land, in einem anderen Museum schon eine angemessene Lösung, an der man sich orientieren könnte, wenn man nur davon wüsste. Ich kann nur jedem raten, an einem Austausch teilzunehmen und sich andere Museen anzuschauen, am besten weit außerhalb Europas!

Das Interview wurde in englischer Sprache geführt.