Intern
Professur für Museologie

Wissenschaft ENTwickelt - Eine Mumie zwischen Forschung und Verantwortung

Kooperation der Professur für Museologie der JMU mit der Hanns-Seidel-Stiftung/Museum Kloster Banz

9. Oktober 2021 bis 30. Juni 2022 im Museum Kloster Banz (Bad Staffelstein)

Auf Kloster Banz in Oberfranken, welches heute im Besitz der Hanns-Seidel-Stiftung ist und als Tagungszentrum dient, befindet sich noch immer die „Orientalische Sammlung“, die Herzog Max in Bayern (Vater der späteren österreichischen Kaiserin Sisi) 1838 bei einer Reise nach Ägypten und ins Heilige Land zusammentrug. Die Sammlung beinhaltet neben ethnologischen und naturkundlichen Objekten auch eine ägyptische Mumie. Sie stellt eines der letzten Raritätenkabinette der Wittelsbacher dar und ist bis auf den heutigen Tag nahezu vollständig erhalten.

17 Studierende der Museologie erarbeiteten im Rahmen des den Abschluss des BA-Studiums bildenden, zweisemestrigen Ausstellungsprojektes unter der Anleitung von Brigitte Eichner-Grünbeck (Museum Kloster Banz), Edna Elisa Horst BA und Dr. Stefanie Menke (beide JMU) die Sonderausstellung, in welcher aktuelle Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Erforschung der Banzer Mumie präsentiert werden. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum: Mit welchen Methoden arbeitet die Mumienforschung und was kann sie allgemein leisten? Welche Erkenntnisse liefert sie im konkreten Fall über den Menschen, dessen konservierter Körper heute Bestandteil der „Orientalischen Sammlung“ ist? Aber auch: Ist es überhaupt ethisch vertretbar, eine Mumie öffentlich auszustellen? Was spricht dafür, was dagegen? Und wie kann eine ethisch vertretbare, würdige Präsentation aussehen?

Die Studierenden teilten sich für das Projekt auf fünf Gruppen mit jeweils eigenen Aufgabenschwerpunkten auf und bearbeiteten folgende Bereiche: inhaltliche Konzeption und Umsetzung der Ausstellungssequenzen „Mumienforschung“ und „die Banzer Mumie als Person“ (Themen- und Objektrecherche, Gestaltungs- und Vermittlungsideen, Verfassen der Ausstellungstexte); Entwicklung eines Grafikkonzeptes (Farbschemata, Flyer, Plakat, Zusammenarbeit mit der Grafikerin); Projektmanagement (Gesamtkoordination, Planung der Vernissage, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit); Museumspädagogik/Vermittlung (Entwicklung von Vermittlungsideen, Erstellen von Rätselbögen für Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Altersgruppen).

Um auf das Ausstellungsprojekt aufmerksam zu machen, entstanden u.a. eigene Facebook- und Instagram-Seiten, für die alle Studierenden gemeinsam verantwortlich waren. Hier berichten sie in knappen, lesenswerten Texten über Genese und Abschluss des Projektes sowie damit verbundene Tücken. Aber auch allgemeine Informationen darüber, wie eine Ausstellung entsteht, lassen sich hier finden. (https://www.facebook.com/ausstellungsabcuniwue; https://www.instagram.com/ausstellungs_abc_uni_wue/)

Bei diesem Projekt hatten die Studierenden besondere Herausforderungen zu meistern, galt es doch, eine Ausstellung zu einem Thema zu entwickeln, das stark naturwissenschaftlich ausgerichtet war und somit in eine inhaltlich weitgehend fremde Welt führte. Vor die größten Schwierigkeiten stellte alle Beteiligten aber sicherlich die Covid19-Pandemie. Über zwei Semester hinweg waren Unterrichtssitzungen und Arbeitstreffen nur online möglich, was die Kommunikation enorm erschwerte und gelegentlich zu Missverständnissen führte. Und erst ganz am Ende des Projektes war ein Besuch auf Kloster Banz in Präsenz durchführbar, d.h. die Studierenden mussten eine Ausstellung für Räumlichkeiten entwickeln, die sie bis zum Schluss nicht selbst gesehen hatten. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit! Trotz aller Widrigkeiten konnte das Projekt aber zu einem guten Abschluss gebracht und in ein sehenswertes Ergebnis überführt werden, was nicht zuletzt dem großen Engagement der beteiligten Studierenden zu verdanken ist.