Intern
Professur für Museologie

Museologie goes Paris!

Bericht über die Mehrtagesexkursion vom 1. bis 6. August 2022

Endlich nach zwei Jahren unfreiwilligen, pandemiebedingten Aussetzens konnte heuer wieder die Mehrtagesexkursion der Museologie unter dem Titel „Museumslandschaften europäischer Hauptstädte: Zwischen Identitätsstiftung und Massentourismus“. Dieses Mal war ein Teil der Bachelor- und Masterstudierenden in der französischen Hauptstadt unterwegs, der andere Teil fuhr nach Stockholm (siehe dort).

Mo., 1.8.2022: Am Ankunftstag besuchten wir das Centre Pompidou - ein Architekturwunder des 20. Jahrhunderts, welches als größtes Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Europa bekannt ist. Neben einer Führung durch die Sammlungen mit anschließendem Bestaunen des fantastischen Panaromas durfte natürlich auch das erste Gruppenbild der Woche nicht fehlen. Anschließend ging es für die Studierenden auf Erkundungstour durch die Stadt.

Die., 2.8.2022: Am zweiten Tag der Exkursion ging es mit dem Zug nach Versailles. Hier bestaunten wir zusammen mit unzähligen anderen Besuchenden die Palastarchitektur des Sonnenkönigs Louis XIV. Beeindruckend, aber leider auch sehr voll! Im Anschluss gab es noch Gelegenheit, im Schlosspark zu flanieren. Zurück in Paris bekam die Gruppe einen kurzen Referatsinput durch zwei Studentinnen zur Île de la Cité und der Kathedrale Notre Dame sowie der Sainte-Chapelle, welche im Anschluss besichtigt wurden. Der Tag endete mit einer Nachbesprechung der Eindrücke, die die touristische Vermarktung des kulturellen Erbes und der daraus resultierende Massentourismus hinterlassen hatten.

Mi., 3.8.2022: Tag drei der Exkursion hielt eine weitere Erfahrung in Sachen Massentourismus bereit: Heute besuchten wir Musée du Louvre. Die Sammlungen, welche auf fünf Ebenen und drei miteinander verbundenen Flügeln verteilt sind, beherbergen Werke, die vom 7. Jahrtausend v. Chr. bis in die 1850er Jahre reichen. Ein Highlight hierbei boten die prunkvollen Gemächer Napoleons III. oder aber auch die Abteilung für Islamische Kunst. Natürlich durfte auch ein Besuch bei der durch das Museum intensiv vermarkteten Mona Lisa nicht fehlen. In Arbeitsgruppen wurde unter anderem diskutiert, welche Präsentationsmittel in den Ausstellungen dominieren und inwieweit das Museum der Stärkung einer nationalen französischen Identität dienen mag. Nach dem wahrlich erschöpfenden Besuch stand für alle Exkursionsteilnehmenden ein freier Nachmittag auf dem Programm, bei dem es auf individuelle Erkundungstour ging! Einige Studierende spazierten zum Eiffelturm, andere zum Palais de Tokyo oder dem Künstler:innen-Viertel Montmartre und besichtigten dort die Basilika Sacré-Cœur.

Don., 4.8.2022: Am vierten Tag der Exkursion beschäftigten sich die Studierenden mit der musealen Präsentation anderer Kulturräume und besichtigten hierbei das Musée national des Arts asiatiques – Guimet, welches die größte Sammlung asiatischer Sakral- und Kunstgegenstände außerhalb Asiens beherbergt. Der zweite Museumsbesuch am Nachmittag führte ins Musée du Quai Branly – Jacques Chirac. Dieses bewahrt ca. 300.000 Werke aus Afrika, dem Nahen Osten, Asien, Ozeanien und Amerika auf. Die Eindrücke beider Besuche wurden im Anschluss von den Studierenden kritisch reflektiert. Hierbei ging es vor allem um die unzureichende Kontextualisierung der Objekte, die Ausklammerung der Debatte um die Restitution nicht-europäischer Kulturgüter und das in beiden Museen wirksam werdende „Othering“ aus eurozentristischer Perspektive. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Picknick im Park bei strahlendem Sonnenschein und ausgelassener Stimmung!

Fr., 5.8.2022: Am vorletzten Tag der Exkursion richteten wir den Blick auf drei ausgewählte naturhistorische Museen: Im 5. Arrondissement, auch Quartier Latin genannt, wurde zuerst die 1898 gegründete Galerie de Paléontologie et d’Anatomie Comparée besucht, welche eine große Fossilien- und Skelettsammlung beherbergt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Park ging es in die Grande Galerie de l'Evolution, einen Ort für die Begegnung mit unterschiedlichen Lebensräumen der Tierwelt. Von einer ganz anderen Seite zeigte sich das Musée de la Chasse et de la Nature. Das Museum ist dabei wie ein Aussichtspunkt konzipiert, der den Blick auf die Wildnis freigibt und das Tier in seiner Umgebung begreifbar macht. Letzter Stopp am vorletzten Tag war dann noch das L'Atelier des Lumières, eine immersive digitale Ausstellung mit Werken von Vincent Van Gogh, Paul Cezanne und Yves Klein.

Sam., 6.8.2022: Au revoir und à bientôt! Heute hieß es, „Au Revoir“ zu sagen. Am Abreisetag wurde noch ein letztes und wohl das ungewöhnlichste Museum der Reise besucht, das Musée des égoutes. Auf 500 Metern im Untergrund von Paris wird hier im Rahmen einer Führung die Geschichte der Pariser Kanalisation von der Antike bis heute aufgezeigt.

Bericht und Fotos: Stefanie Menke, Federico Bossone, 2022