Intern
Institut für Kunstgeschichte

Einladung zum sechsten Vortrag in der Ring-Vorlesung "Sammlungen - Provenienz - Kulturelles Erbe 4.0" am Do 12.12.2019 um 18.15 Uhr im Hörsaal 5 (Philosophiegebäude)

06.12.2019

Prof. Dr. Andreas Eckert vom Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität, Berlin, spricht über "Willkür, Improvisation, Gewalt: Kolonialismus in Afrika".

Prof. Dr. Andreas Eckert (Bild: https://images.app.goo.gl/smtVsVFWfEvm7CUR9)

Willkür, Improvisation, Gewalt: Kolonialismus in Afrika

Prof. Dr. Andreas Eckert, HU Berlin

Die Kolonialperiode in Afrika dauerte in den meisten Fällen weniger als acht Jahrzehnte. Sie sei, so behauptete Mitte der 1960er Jahre jedenfalls der große nigerianische Historiker Jacob F. Ade Ajayi, trotz mancher Einschnitte lediglich eine Episode im langen Kontinuum der afrikanischen Geschichte gewesen. Damit verband er die Hoffnung, die Regierungen der unabhängigen Staaten könnten auf dem vorkolonialen Erbe aufbauen, um eine prosperierende Zukunft zu schaffen. Heute teilen nur weniger Afrika-Historiker/innen Ajayis Einschätzung. Die Mehrheit sieht die Kolonialperiode als Zeit tiefgreifender Transformationen politischer und sozialer Ordnungen. Die koloniale Vergangenheit lastet überdies weiterhin schwer auf der Gegenwart Afrikas. Dennoch erscheint in der jüngeren Forschung die Kolonialgeschichte gleichsam weniger kolonial als früher. Sie kann heute weder als „zivilisatorische Mission“ noch als Zeit des heroischen Widerstands gegen eine von außen aufgezwungene Tyrannei gedeutet werden. Vielmehr lässt sie sich als eine Geschichte ebenso vielfältiger wie widersprüchlicher Kooperationen und Auseinandersetzungen interpretieren. Afrikaner suchten in diesem Zusammenhang alle nur verfügbaren Ressourcen zu nutzen, welche die Präsenz von Europäern bot. Dazu gehörten westliche Erziehung, Märkte für Massengüter, aber auch Allianzen mit den Kolonialregimes. In diesem Zusammenhang dürfen freilich die blutigen Auseinandersetzungen und die Gewalt der Kolonialperiode nicht unter den Tisch gekehrt werden. Dieser Vortrag versucht Grundzüge des Kolonialismus in Afrika und damit den Rahmen darzulegen, in dem sich der unrechtmäßige Kunst- und Kulturtransfer von Afrika nach Europa vollzog.

 

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