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Institut für Kunstgeschichte

Viele Orte für Tiepolo

17.09.2021

Ein neues Netzwerk soll Giambattista Tiepolo und seinen Söhnen zu europäischer Sichtbarkeit verhelfen. Die Universität Würzburg ist von Anfang an maßgeblich daran beteiligt. Jetzt trafen sich alle Beteiligten zur Gründungsversammlung bei Venedig.

Eine europäische Kulturroute von der Lombardei bis ins Friaul, von Venedig bis Würzburg und am besten bis Madrid: Das ist das Ziel der „Rete dei Luoghi dei Tiepolo“, einem Netzwerk auf den Spuren des venezianischen Malerstars Giambattista Tiepolo und seiner Söhne Giandomenico und Lorenzo. Die Initiative, an der bisher dreizehn Städte und Gemeinden, aber auch Museen und andere Kultureinrichtungen beteiligt sind, nahm ihren Ausgang vom 250. Todesjahr des 1770 in Madrid gestorbenen Meisters, der auch Würzburgs kulturelle Identität mitgeprägt hat. Das Martin von Wagner Museum hatte aus diesem Grund 2020/21 die Ausstellung »Der Arbeit die Schönheit geben« | Tiepolo und seine Werkstatt in Würzburg ausgerichtet. Damian Dombrowski, Professor am Institut für Kunstgeschichte und Direktor der Neueren Abteilung des Universitätsmuseums, wurde sowohl in das Lenkungsgremium als auch in den wissenschaftlichen Beirat des Netzwerks berufen.

„Sicherlich ist es eine Ehre, die der Alma Julia von den italienischen Kollegen erwiesen wird“, kommentiert Dombrowski seine neuen Ämter: „Sie trägt aber auch der europäischen Bedeutung Giambattista Tiepolos Rechnung.“ Die Werke dieses bedeutendsten Künstlers des 18. Jahrhunderts sind nämlich mitnichten allein auf seine Heimat Venezien konzentriert, sondern in Sammlungen überall auf dem Kontinent vertreten. Seine italienische Heimat hat Tiepolo freilich nur zweimal verlassen. Nach Spanien begab er sich gegen Ende seines Lebens. Nach Franken aber, wo er mit dem Treppenhausfresko in der Würzburger Residenz das vielleicht großartigste Werk seiner gesamten Laufbahn schuf, kam er 1750, im Zenit seines Ruhms.

So sei es 2020 zu einer ersten Kontaktaufnahme mit den Initiatoren des Netzwerks gekommen, berichtet Dombrowski, der sich in Forschung und Lehre seit langem mit Tiepolo auseinandersetzt. Von Anfang an sollte es ein Projekt mit internationaler Stoßrichtung sein – „wie es sich für einen Künstler gehört, der zwar unübersehbar Venezianer war, aber mit seiner Kunst aus allen lokalen Bindungen heraustrat“. Das Netzwerk hofft auch auf die Teilnahme Madrids, wo Tiepolo das Königsschloss ausgemalt hat; aber auch Orte wie Dießen am Ammersee, wohin 1737 das erste Tiepolo-Gemälde in Deutschland gelangte, sind potenzielle Kandidaten.

Vor einem Jahr wurde die dreiteilige YouTube-Serie „In viaggio con Tiepolo“ produziert, die an zahlreiche Wirkungsorte Tiepolos und seiner Söhne führte, darunter auch in die Tiepolo-Ausstellung des Martin von Wagner Museums (https://www.youtube.com/watch?v=gewDHtAeWcI). Als die Zusammenarbeit aus Anlass des 325. Geburtstags des Malers am 5. März dieses Jahres vertieft wurde – in einer Videocollage wurden von allen möglichen Orten Glückwünsche eingeholt (https://www.youtube.com/watch?v=_gKd7Gho3H0) –, war auch schon die Stadt Würzburg in Gestalt von Oberbürgermeister Christian Schuchardt dabei; seitdem ist auch die Bayerische Schlösserverwaltung der „Rete dei Luoghi dei Tiepolo“ beigetreten.

Im Juni wurde von allen Beteiligten eine Absichtserklärung verabschiedet, auf deren Grundlage nun weitergearbeitet wird. „Kein anderer Tiepolo-Ort ist so prominent vertreten wie Würzburg“, freut sich Dombrowski: „Stadt, Land und Universität bilden eine Trias, die einen substanziellen Beitrag zu den Anliegen des Netzwerks leisten kann.“ Dessen Bemühungen sollen in die Errichtung einer europäischen Kulturroute münden. Der Europarat fördert solche länderübergreifenden Wege, die zu einem gemeinsamen und lebendigen Kulturerbe beitragen sollen. Unter den 45 bestehenden Routen sind beispielsweise die „Via Habsburg“, die „Routen der Reformation“ oder die „Straße des Eisernen Vorhangs“, aber auch so berühmte Strecken wie der Jakobsweg oder „Die Hanse“.

Am 10. September haben sich die meisten der rund dreißig Beteiligten zur ersten Vollversammlung in Mirano bei Venedig getroffen. In Zianigo, das zur Kommune Mirano gehört, hat sich Giambattista Tiepolo nach seiner Rückkehr aus Würzburg eine Villa zugelegt, die sein Sohn Giandomenico mit Fresken ausstattete. Dorthin begaben sich die Teilnehmer der Gründungsversammlung mit dem Fahrrad. Der informelle Charakter des Treffens hat zu zahlreichen neuen Kontakten zwischen der Universität Würzburg und den italienischen Wirkungsstätten Tiepolos geführt. „In Würzburg ist Tiepolo zu einem reichen Mann geworden“, so Dombrowski: „Nun arbeitet Würzburg daran mit, den Reichtum seiner Kunst einem noch breiteren Publikum zu erschließen.“

 

Bildlegende:

 

Voller Tatendrang: Die Teilnehmer des Netzwerks nach der Auftaktveranstaltung.

 

 

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