Intern
Institut für Kunstgeschichte

HERAKLES in Neuseeland - Bilder von Marian Maguire

08.01.2016

Sonderausstellung im Martin von Wagner Museum 23. Januar bis 22. Mai 2016 --- verlängert bis 11. Juni 2016!!

Was geschieht, wenn zwei Kulturen unterschiedlichen Entwicklungsstandes aufeinander prallen? In ihren Werken geht Marian Maguire konsequent dieser Frage nach, indem sie sich kritisch mit der Kolonialisierung Neuseelands befasst. Doch ihr Ansinnen ist es nicht, historische Schuld anzuprangern, sondern zum Nachdenken anzuregen über eine Problematik, mit der sich die Menschheit immer wieder auf's Neue konfrontiert sieht; vergleichbar auch mit der aktuellen Debatte über den richtigen Weg zur Integration von Flüchtlingen.

Um hinter die Fassade des schillernden Entdeckers James Cook und die Beweggründe seiner Maßnahmen zu schauen, greift Marian Maguire zu einem faszinierenden Kunstmittel: Herakles, der größte unter den antiken Helden Griechenlands, dient ihr als Symbolfigur abendländischer Wertbegriffe und wird in eine ihm fremde Welt versetzt. In seiner typischen Erscheinungsform auf schwarzfigurigen Vasen der archaischen Epoche setzt der Heros seinen legendären Wander- und Tatendrang auf der anderen Seite der Erde fort, um das Land der wilden Maori zu zivilisieren; nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Mittels des fiktiven Rückgriffs auf den griechischen Mythos wird deutlich, dass hinter der vermeintlichen Überlegenheit der westlichen Welt ein historisch gewachsenes Selbstverständnis steht, das sich in vielerlei Hinsicht überraschend wenig von der Kultur der neuseeländischen Ureinwohner unterscheidet. Die vordergründig zum Schmunzeln anregenden Bilder mit ihrer skurrilen Vermischung unterschiedlicher Darstellungskonventionen der Vergangenheit laden den Betrachter ein, sich immer mehr auf ihre tiefgehenden Hintergedanken einzulassen: Was ist letztlich primitiv und was kultiviert? Was bedeutet Fortschritt? Ist es sinnvoll oder überhaupt möglich, die Errungenschaften der eigenen Kultur auf eine fremde zu übertragen, ohne sich selbst in Frage zu stellen und zu verändern?

In der Wanderausstellung, die ab Ende Januar bei uns in der Graphischen Sammlung gastiert, werden sechzehn Lithographien und acht Radierungen aus dem Œvre der Künstlerin zu sehen sein. Die Gegenüberstellung mit einer Auswahl von griechischen Vasen aus der hauseigenen Antikensammlung, die kanonische Taten des Herakles, aber auch andere Szenen zeigen, führt nicht nur die Quellen der Inspiration von Marian Maguire exemplarisch vor Augen, sondern liefert auch den Nachweis für die normative Kraft und Wirkung der antiken Bilderwelt, die uns zu den Wurzeln der europäischen Kunstgeschichte zurückführt.

Zur Eröffnung am 22. Januar, um 18 Uhr im Toscanasaal der Residenz, erwarten Sie drei einführende Vorträge: Herakles und die antiken Wurzeln der westlichen Wertewelt von Jochen Griesbach (Direktor der Antikensammlung), Herakles transkulturell - Anmerkungen aus kunsthistorischer Sicht von Eckhard Leuschner (Institut für Kunstgeschichte der Uni Würzburg) und in englischer Sprache von Emma Stafford (Senior Lecturer, Department of Classics, University of Leeds) zum Thema Herakles the New Zealand Pioneer: an ancient greek hero reflects on colonialsim.

 

 

 

Öffnungszeiten

Di –Sa, 10 –13.30 Uhr
So 14täglich, 10 –13.30 Uhr

Eintritt

Erwachsene 2,00 €
Schüler und Studenten frei

Kontakt

Tel. + 49 (0) 931/31-82282, -82283 museum.ant@uni-wuerzburg.de

 

 


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